Psychiater und Psychologen – wer macht was?

Ein Hausarzt ist ein niedergelassener Arzt, der für seine Patienten oft der erste Anlaufpunkt für dessen gesundheitliche Probleme aller Art ist. Er agiert damit gewisser Weise als Lotse im manchmal unübersichtlichen Gesundheitssystem und betreut seine Patienten im Regelfall über sehr lange Zeiträume. Deren Lebensumfeld und Gesundheitszustand kennt er gut und überweist - wenn nötig - zu Fachärzten und/oder speziellen Therapeuten. Er leistet psychologische Grundversorgung und kann bei nur leichter depressiver Symptomatik auch antidepressive Medikation verschreiben.
Ein Psychiater ist ein Facharzt für Psychiatrie. Der Psychiater hat Medizin studiert. Er kümmert sich in erster Linie um Diagnostik und Behandlung von psychisch kranken Menschen und versucht, mögliche Ursachen körperlicher und medizinischer Natur für deren psychische Erkrankungen zu finden und zu behandeln. Er behandelt im Wesentlichen mit Medikamenten. Psychiater sind zwar grundlegend in Psychotherapie geschult, bieten in der Regel aber KEINE Psychotherapie an. Die Gespräche beim Psychiater sind in der Regel zwischen 10 und 15 Minuten lang und dienen vor allem der Einschätzung des aktuellen psychischen Gesundheitszustands.
Psychologen haben ein Studium der Psychologie mit einem Diplom und/oder späteren Masterabschluss erfolgreich beendet. Aber wer Psychologie studiert hat, arbeitet nicht zwangsläufig mit psychisch kranken Menschen. Psychologen müssen nach dem Studium eine Ausbildung zum Psychotherapeuten anschließen, wenn sie Psychotherapie ausüben wollen. Das ist direkt nach ihrem Studium möglich, aber auch später. Ohne diese zusätzliche Ausbildung können sie in vielen anderen beruflichen Gebieten arbeiten. Zum Beispiel im Personalbereich von Unternehmen, in der Wirtschaft und in der Werbung oder auch in verschiedensten Beratungsstellen. Psychologen verschreiben KEINE Medikamente.
Psychotherapeuten sind Psychologen oder Ärzte, die staatlich zugelassen sind und Psychotherapie nach ihrer mehrjährigen Ausbildung zum Psychotherapeuten ausüben dürfen. Dazu gehören Diagnose und Behandlung psychischer Störungen und Beschwerden mit Krankheitswert mit wissenschaftlich anerkannten Methoden der Psychotherapie. Je nachdem was man vor der Weiterbildung studiert hat – Medizin oder Psychologie – ist man ärztlicher oder psychologischer Psychotherapeut. Psychotherapeuten sind für jede Art psychischer Störungen und Erkrankungen zuständig, die mit Hilfe von Therapien, Gesprächen und speziellen Übungen behandelt werden können. Sie kümmern sich intensiv zum Beispiel um Depressionen, Suchterkrankungen, Angst- und Zwangsstörungen und vieles andere mehr. Psychotherapeuten verschreiben KEINE Medikamente. Im Übrigen gibt es spezielle Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche und für Erwachsene. Eine Psychotherapeutische Behandlung durch entsprechend zugelassene Psychotherapeuten wird nach Antragstellung und Genehmigung vollständig durch die Krankenkassen übernommen.
Das Wort Nervenarzt wird im deutschsprachigen Raum oft umgangssprachlich verwendet - und zwar für den Facharzt für Neurologie. Das ist nicht ganz unlogisch, da die Neurologie die Lehre des Nervensystems ist. „Neuron“ ist ein altgriechisches Wort, das auf Deutsch Nerv heißt, „Logos“ die Lehre. Zusammengesetzt also die Nervenlehre oder - wie schon gesagt - Lehre des Nervensystems. Die Neurologie ist als ein Spezialgebiet aus der inneren Medizin erwachsen und beschäftigt sich mit dem Zentralen und dem peripheren Nervensystems des Menschen. Sehr bekannte neurologische Erkrankungen sind zum Beispiel die Epilepsie (auf Deutsch Fallsucht), der Schlaganfall, die Parkinson-Krankheit oder die Multiple Sklerose. Früher, als es noch keine Trennung der fachärztlichen Weiterbildung zwischen Neurologie und Psychiatrie gab, haben Nervenärzte sich im Schwerpunkt auch viel mit psychischen Erkrankungen beschäftigt. Zwar sind sie heute nicht mehr darauf spezialisiert, kennen sich aber trotzdem mit der medikamentösen Behandlung aus und sind für psychische Probleme ansprechbar.
Heilpraktiker haben weder Medizin noch Psychologie studiert, sondern eine private Ausbildung zum Heilpraktiker an einer Berufsschule absolviert. Nach dieser abgeschlossenen Ausbildung haben Heilpraktiker für Psychotherapie eine Weiterbildung in Psychotherapie abgeschlossen und sind damit berechtigt, nach dem Heilpraktiker Gesetz heilkundlich tätig zu sein. Allerdings sind Heilpraktiker - im Gegensatz zu Ärzten oder Psychologen - nicht zwangsläufig in Psychotherapieverfahren ausgebildet, deren Wirksamkeit auch durch Studien erwiesen ist. Deswegen sind Heilpraktiker nicht als Leistungserbringer der Krankenkassen anerkannt und die Behandlung beim Heilpraktiker wird nicht durch die Krankenkassen übernommen. Nicht immer, aber häufig arbeiten Heilpraktiker mit alternativeren Methoden als psychologische oder ärztliche Psychotherapeuten.